Appalachian Trail – Weniger ist mehr

Im Januar 2018 traf ich den Entscheid, in die USA zu reisen und den Appalachian Trail

zu bewandern. Dieser Langdistanz-Wanderweg erstreckt sich über rund 3’500 Kilometer zwischen Georgia und Maine.

Der A.T. folgt dem Appalachen Gebirgszug entlang der US Ostküste. Mehrere tausend Wanderer starten jedes Jahr aus den unterschiedlichsten Beweggründen und hiken Teile oder sogar den kompletten trail. Ich selber möchte in den nächsten Monaten versuchen, den trail vollständig zu absolvieren. Beim Wandern habe ich alle Zeit der Welt, wichtige Fragen zu meinem bisherigen und zukünftigen Leben durchgehen.

Das Motto „Weniger ist mehr“ widerspiegelt die Bemühungen am Anfang, eine gewichtsoptimierte Packung zu erstellen, welche ich auf meinem langen Weg tragen werde. Viele Dinge möchte ich mitnehmen, aber jedes Gramm zählt letztendlich. Weniger Gewicht erhöht meine Chancen, mein Vorhaben mit Erfolg abzuschliessen.

4. August 2018 – Tag 87 / Sudden death, das plötzliche Ende

Das Wichtigste in Kürze:

Start: 09h35, Cooper Brook Falls Lean-to

Ankunft Ziel: 10h45, Kokadjo-B Pond Road, dann mit Shuttle zu Shaw’s Hostel in Monson

Wetter: Regen, warm

Zurückgelegte Meilen: 3.2 heute, 1087.6 seit Anfang (1750) Kilometer)

Elevation: 880′-1380′

Besonderes: Spontaner Entscheid, den Trail zu beenden.

Cooper Brook Falls, nach dem Starkregen eingefärbt

Es hatte in der Nacht angefangen zu regnen. Ich wurde bereits nach 5 Uhr früh wach, der Regen prasselte nur so auf das Dach des Shelters. Es war trostlos draussen. Einige der Zeltplätze beim Shelter standen unter Wasser, so stark hatte es in der Nacht geregnet. Zum Glück waren diese Plätze nicht belegt. Princess, welche ebenfalls im Shelter geschlafen hatte, wurde gegen 6 Uhr wach. Sie meinte, dass sie bei diesem Wetter keinen Schritt machen würde, sie hatte ihre richtigen Wanderschuhe vergessen, mit den Turnschuhen war das definitiv zu gefährlich. Auch ich war überhaupt nicht motiviert, irgendwie hatte das auch mit Monk zu tun, der gestern weitergezogen war.

Gegen 08h30 liess der Regen etwas nach. Ich fing an, meine Sachen zusammenzupacken und beobachtete das Wetter. Es blieb jetzt beim leichten Regen, sodass ich um 09h35 loszog. Kameron, der in seiner Hängematte geschlafen hatte, tauchte genau dann auf.

Es lag ein Berg vor mir, über welchen der Trail ging. Ich hatte eigentlich vor, etwa 17 Meilen zu laufen.

Nach 3.2 Meilen kam ich zur Kokadjo-B Pond Road, einer Naturstrasse im Wald. Es war fast schon surreal. Als ich gerade unterhalb der Strasse war, joggte ein alter Mann vorbei. Als ich die Strasse betrat, war er verschwunden….🤔

Es war auch nirgendwo ein Fahrzeug zu sehen. Ich beschloss, kurz einen Snack zu essen, bevor ich weitergehe. Als ich so dastand, kam der Jogger wieder vorbei, ich grüsste ihn, dann war er wieder weg.

Und dann geschah es: Ein Toyota Pickup mit Festaufbau kam angefahren. Ich stoppte ihn und wollte mich erkundigen, wie weit es bis zum nächsten Ort sei, ich dachte über eine Pause nach. Dann sah ich den Aufkleber an der Seite. Es war ein Wagen vom Hostel in Monson. Monk und ich hatten darüber gesprochen, dass wir dort nach der 100-Mile Wilderness absteigen würden. Der Fahrer erklärte mir, dass er einen Food Dropoff mache für zwei Northbounder.

Ganz spontan fragte ich ihn, ob ich zum Hostel mitfahren könne, ich bräuchte eine Pause. Er bejahte und so nahm ich auf dem Beifahrersitz Platz.

Ich wollte ihm kurz erklären, weshalb ich eine Pause brauche. Als ich anfing zu reden, übermannten mich die Emotionen absolut unvorbereitet. Ich konnte nicht weiterreden und mir war auf einmal klar, dass ich gerade den Trail beendet hatte!

Ich hatte in den letzten Wochen immer wieder mal eine Sinnkrise. Ein so langes Verbleiben auf dem Trail fordert ungemein. Ich dachte auch schon über das Aufhören nach, aber irgendwie motivierte ich mich immer wieder selber oder Monk tat dies. Es hatte auch mit dem Tischlein Deck Dich zu tun, schliesslich würde jeder Kilometer Geld einbringen.

In den letzten Tagen war mir aber immer bewusster geworden, dass ich jetzt eigentlich wusste, wohin meine Reise in der Zukunft gehen soll. Ich empfand den Trail auf einmal als Bremsklotz, ich konnte in der Schweiz ja nichts starten, solange ich auf dem Trail bin.

Nachdem ich mich wieder gefasst hatte, sprach ich mit dem Fahrer über seine Arbeit und das Hostel. Wir mussten noch auf zwei Hiker warten, welche ihr Essen hier übernehmen würden. Während wir so am Warten waren kam Princess den Trail hoch. Als sie mich sah, bekam sie grosse Augen. Sie hätte dies von mir zuletzt erwartet! Wir sprachen noch eine Weile, dann ging sie weiter.

Die beiden Hiker kamen gegen 12 Uhr. Anschliessend fuhren wir zum Hostel, eine rund 90 minütige Fahrt.

Im Hostel war Hochbetrieb wegen all der Northbounder. Kim, die Besitzerin, sagte mir, dass ich die erste Nacht entweder auf einer Couch oder im Zelt schlafen müsse, sie hätte keinen anderen Platz mehr frei. Ich entschied mich sofort für die Couch.

Amschliessend war Duschen angesagt und Kleiderwechsel😊. In Kleidern vom Hostel ging ich anschliessend zum General Store, um etwas zu essen.

Ab jetzt war das Organisieren der Rückreise in die Schweiz meine primäre Aufgabe. Ferner wollte ich möglichst schnell und transparent informieren, dass ich den Trail nach zurückgelegten 1’750 Kilometern für mich beendet hatte.

11. Mai 2019 – Was kommt als Nächstes?

Liebe Follower

Nach dem Verlassen des Trails Anfang August letzten Jahres habe ich mich medial zurückgezogen.

Ich war der Meinung, dass mein Leben ausserhalb des Trails nicht genug interessant ist, um den Blog fortzuführen.

Doch mittlerweile ist die Lust da, den Pike Followern zu zeigen, dass ich mir oft Gedanken zu weiteren Wanderungen mache. Anscheinend wurde ich durch den Appalachian trail „angefixt“ 😉.

Also, der Camino……

Früher hat mich die Idee fasziniert, den Jakobsweg (auch Camino de Santiago) zu bewandern. Schliesslich war ich anlässlich einer Kreuzfahrt schon am Endpunkt des Camino in Santiago de Compostela im Nordwesten von Spanien.

Doch der Jakobsweg wurde immer populärer (sprich überlaufen), was mich nicht unbedingt anspricht. Deshalb hatte ich im letzten Jahr den AT bewandert und nicht den Jakobsweg.

Doch jetzt habe ich eine Wanderung gesehen, welche ich machen werde!

Der Camino Primitivo – Auf dem ältesten aller Jakobswege von Oviedo nach Santiago

Hier ein Kurzbeschrieb der 16-tägigen Reise mit 14 Tagen Wanderung und knapp über 300 Kilometern Weg:

Durch die Berge Asturiens und die grünen Hügel Galiziens schlängelt sich der Camino Primitivo in Richtung Santiago. Erste Aufzeichnungen des Weges gehen auf das 9. Jh. zurück. Viele erfahrene Pilger bezeichnen ihn als den schönsten Jakobsweg überhaupt. Die Wanderungen sind teilweise herausfordernd, aber immer lohnenswert. Wer fernab vom Lärm der Zivilisation auf verschlungenen Pfaden dem Camino Primitivo folgt, über grüne Berge und Täler blickt und die Ruhe der Landschaft spürt, der weiß, wo sich das Pilgerherz am wohlsten fühlt. Urige Landschaften mit atemberaubenden Bergpanoramen, plätschernden Flussläufen, grünen Wiesen und schattigen Wäldern wechseln sich ab mit verträumten Dörfern, sakralen Bauten und alten Brücken aus römischer Zeit.

Der Zeitpunkt dieser Wanderung ist noch offen da ich Anfang April eine neue Stelle angefangen habe. Aber spätestens 2020 …..BIN ICH DANN MAL WEG…..

Love you all,

Pike

P.S. Diese Wanderung ist durch ein Reisebüro organisiert inkl. vorgebuchten Hotels und auf Wunsch Gepäcktransport. Wer kommt mit?😎

May 10, 2018 – Do you remember?

Liebe Follower (sofern es noch welche hat 😉 )Es ist einfach unglaublich! Genau vor einem Jahr bin ich zu meinem grossen Abenteuer gestartet. Ich wusste an jenem Tag nicht wirklich, was mich erwarten würde. Natürlich hatte ich mich eingelesen ins Thema (macht man ja so), die aus meiner Sicht beste Ausrüstung gekauft (klar, konnte den bleischweren Rucksack fast nicht mehr heben) und war so gesehen vermeintlich mehr als ready für die 3’500 Kilometer des Appalachian trail.Aber die Wirklichkeit ist oft eine andere als gedacht. Bereits auf dem approach zum Start des Trails auf dem Springer Mountain habe ich mich sicher 100x gefragt, weshalb genau ich das jetzt mache.Nun denn, heute frage ich mich das nicht mehr. Mein Leben ist jetzt nicht komplett anders wie vor dem Start, aber ich denke jetzt mit Stolz, aber auch einer gewissen Demut, zurück an die 1’750 Kilometer.Und wenn ich ganz ehrlich bin: Irgendwie fehlt mir der Trail manchmal. Die restlichen 1’750 Kilometer warten auf mich…..Love you all,Pike

1. August 2018 – Tag 84 / Schönen Geburtstag, Schweiz

Das Wichtigste in Kürze:

Start: 07h33, Katahdin Stream Campground

Ankunft Ziel: 19h25 Rainbow Spring Campsite

Wetter: Sonnig, am Nachmittag zunehmend bewölkt, warm

Zurückgelegte Meilen: 21.1 heute, 1051.0 seit Anfang (1691.1 Kilometer)

Elevation: 1070′-800′-1100′-630′-640′-625′-630′-600′-740′-710′-1517′-980′-1100′

Besonderes: Wir verliessen den Baxter State Park und starteten die 100-Mile Wilderness.

Grenzlinie des Baxter State Parks

Wie war ich gespannt auf mein Aufwachen nach der Besteigung des Mount Katahdin. Würde mir vor lauter Muskelkater alles weh tun, würde ich nicht mehr laufen können? Schon um 5 Uhr früh war ich wach. Ich streckte mal vorsichtig meinen Körper, aber nichts tat weh🤗.

Eigentlich schade, dass die Besteigung des Mount Katahdin nicht heute war, am Geburtstag der Schweiz.

Kurz nach 6 Uhr stand ich auf und machte mir Kaffee. Wir hatten gestern dem Ranger unsere Zustimmung gegeben, dass wir den Platz, welcher bis 6 Zelte fasste, mit anderen Hikern teilen würden. Ansonsten hätten diese über Nacht nicht im Park bleiben dürfen!

Langsam regte sich Leben um mich. Ich sprach mit Monk über die heutige Strecke. Er sprach sich dafür aus, heute eine lange Strecke zu laufen. Wir hatten die 100-Mile Wilderness vor uns, wo ein Re-Supply praktisch unmöglich ist, sofern man nicht einen Food Drop-off vereinbart hat, welcher ziemlich viel kostet. Gemäss Streckenprofil im Führer gingen wir davon aus, dass es heute praktisch eben sein müsste, ein Fehler, wie sich später herausstellte.

Gemäss unserem Führer gab es die Rainbow Spring Campsite in gut 21 Meilen. Ich stimmte zu, bis dorthin zu hiken.

Wir verabschiedeten uns von unseren temporären Mitcampern und machten noch ein Foto.

Stan Wykretowicc „Whiskey“, Monk und Cesar Barreto „Elevation“ (vlnr)

Kurz nach halb 8 Uhr verliessen wir den Campground.

Die ersten Meilen waren angenehm zu laufen, jedoch nicht flach. Einzig die Moskitos waren sehr lästig, sogar beim Laufen wurde ich „angezapft“. Irgendwann wurde es mir zu dumm, ich verteilte grosszügig Anti-Bug-Spray auf allen exponierten Stellen. Ab dann wurde es leicht besser.

Nach etwas über 3 Meilen kamen die sehenswerten Niagara Falls, welche über zwei kurze Sidetrails erreichbar waren.

Der Little Niagara Falls

Der Big Niagara Falls

Nach den Niagara Fällen trennten wir uns. Nach gut 9 Meilen kam der Hiker Kiosk, der südliche Parkeingang auf dem A.T. Hier musste man die Kopie der gestern gemachten Registrierung einwerfen als Nachweis, dass man den Park gesund verlassen hat. Heute war jedoch ein Ranger anwesend, ich hielt noch einen kurzen Schwatz mit ihm und fragte auch, ob Monk weit voraus sei. Er meinte ca. eine Viertelstunde. Ich hatte im Führer gesehen, dass in knapp einer Meile ein Restaurant kommen würde und hoffte, dass Monk dort stoppen würde.

Als ich bei der Abol Bridge zum Restaurant kam, war Monk tatsächlich dort. Wir assen zu Mittag, dann wollte er weiter. Ich entschied, den heutigen Tag gemütlich zu nehmen und blieb noch längers.

Gut eine Stunde nach Monk ging auch ich auf den Trail zurück. Dieser veränderte sich jetzt aber stark, es hatte auf einmal „Millionen“ von Wurzeln, Steine und Aufs und Abs. Entsprechend langsamer wurde ich.

Auf dem Trail begegneten mir immer wieder Northbounder, mit welchen ich in der Regel ein paar Worte austauschte. Auch dies half nicht wirklich, schneller zu werden 😉.

Ich realisierte, dass es heute spät werden würde, sofern Monk nicht unterwegs campen würde. Im Bereich des Rainbow Mountains kam ich bei wunderbaren Blueberries vorbei, da musste ich halt machen! Es hat zwei Sorten dort, die bekannten kleinen Blueberries, aber auch höhere Büsche mit wirklich grossen Blueberries. Lecker!

Blühende Flechten auf dem Rainbow Mountain

Auf dem weiteren Weg kam ich an einer kleinen Campsite direkt an einem Seeufer vorbei, ein wunderschöner Platz. Leider hatte Monk hier nicht gestoppt….😕.

Nach fast 12 Stunden hatte ich es geschafft, ich kam zur Campsite. Monk fragte mich, wie es mir gehe. Ich sagte ihm, dass die letzten Meilen ein absoluter Spasskiller gewesen seien, ich war leicht angesäuert. Er gab sich grosse Mühe, mich aufzuheitern und er hatte mir sogar einen Zeltplatz freigehalten.

Nachdem ich mein Zelt aufgestellt hatte, ging ich zum Seeufer und holte Wasser. Anschliessend war Kochen angesagt. Weil es schon so spät war, kam der Blog zu kurz. Um kurz nach 22 Uhr musste ich schlafen, ich war todmüde.

31. Juli 2018 – Tag 83 / Mount Katahdin

Das Wichtigste in Kürze:

Start: 08h21, Trailhead Hunt Trail beim Katahdin Stream Campground (vorher Shuttle von Pamola Motor Lodge, Millinocket)

Ankunft Ziel: 15h49 Trailhead Hunt Trail beim Katahdin Stream Campground

Wetter: Sonnig, zwischendurch leicht bewölkt, warm

Zurückgelegte Meilen: 10.6 heute (gerechnet werden davon 5.3), 1029.9 seit Anfang (1657.1 Kilometer)

Elevation: 1070′-1570′-1500′-1550′-4500′-3400′-4600′-4627′-5268′

Besonderes: Mount Katahdin ist der nördliche Endpunkt des Appalachian trails, ab morgen laufen wir südwärts.

Und hier die Tagesgeschichte:

Nach drei Zero days war heute endlich wieder Hiken angesagt. Und wir hatten für heute Grosses vor. Die Besteigung des Mount Katahdin. Die Übersetzung des Abenaki Wortes Katahdin ist „Grösster Berg“.

Wir hatten den Shuttle für 5 Uhr morgens bestellt, damit wir vor der Parköffnung um 6 Uhr am Gate sein würden. Dies würde uns erlauben, die wartenden Automobilisten um eine Mitfahrgelegenheit in den Park zu bitten.

Nachdem ich gestern abend noch lange mit Bourbon Bob Billiard gespielt hatte, war das Aufstehen um 4 Uhr nicht gerade einfach. Aber manchmal muss man da einfach durch. Ich weckte Monk um 04h15 und wir packten unsere Sachen zusammen.

Der Shuttle Driver stand vor dem Motel und wartete auf uns. Pünktlich fuhren wir los. Die Sonne war am Aufgehen, über den Seen auf der Strecke lagen teilweise leichte Nebelschleier, es war mystisch und wunderschön anzusehen.

Um 05h40 waren wir beim Gate und stiegen aus. Wir fragten mehrere Anwesende und hatten Glück. Ein Wagen mit 4 Tageshikern war bereit uns mitzunehmen. So kamen wir also in den Baxter State Park. Da die vier einen anderen Trail nehmen wollten und deshalb in eine andere Richtung fuhren, mussten wir nach dem Parkeingang wieder aussteigen. Der nächste Wagen mit einer Familie war aber wieder bereit, uns mitzunehmen und fuhr sogar zu unserem gewünschten Campground😁👍.

Wir gingen zur Rangerstation, um uns anzumelden und um einen Zeltplatz zu reservieren. Der Ranger war noch nicht da, Warten war angesagt. Als er kam, registrierten wir uns als Hiker. Betreffend Zeltplatz hatte er keine guten Neuigkeiten, alles war reserviert. Wir fragten nach dem Platz für Behinderte, er konnte diesen aber noch nicht zusagen, wir mussten bis nach 8 Uhr warten. Um 08h10 hatten wir die Zusage, der Hike konnte beginnen.

Unsere Rucksäcke liessen wir in der Rangerstation, wir liefen nur mit Daypacks los. Am Trailhead registrierten wir uns für den heutigen Hike. Zuerst ging es noch schön gemütlich durch den Wald. Relativ schnell wurde es aber steiler und felsiger. Nach etwas über einer Meile kam diese Schilder.

Kurz darauf kamen wir zum Katahdin Wasserfall.

Je weiter hoch wir kamen, desto mehr musste über die Felsblöcke gestiegen werden. Dafür hatten wir auch gute Aussicht.

Und dann kamen die Boulders. Hier war es dann fertig mit Spass, Klettern war angesagt. Ich bin in diesen Dingen wirklich nicht geübt, spürte aber, dass meine Physis gut mithalten konnte. Die Monate auf dem Trail zahlten sich aus, sowohl die Beine wie die Hände und Arme waren kräftig genug, dass ich jederzeit die Kontrolle über meine Route hatte.

Ein Ausschnitt aus der Felskletterei

Was mir aber Sorgen bereitete war der Abstieg, der später folgen sollte. Ich hatte keine Ahnung, ob dies einfacher oder schwieriger sein würde in den Kletterpassagen.

Nach fast 4 Meilen des Trails war der erste schwierige Teil beendet. Nun musste ein Gratweg begangen werden, welcher ebenfalls einiges abverlangte.

Oben angekommen folgte dann ein letztes Teilstück von 1.5 Meilen (an der Thoreau Spring Gedenkplatte vorbei), welches aber im Verhältnis moderat war.

Ich näherte mich dem Ziel.

Nach 3h25 hatte ich es überstanden und stand auf dem Gipfel.

Es folgten die obligaten Fotos.

Für den Abstieg fragte ich Monk nach Tipps. Er sagte mir, wie er es handhaben würde. Mit seiner Hilfe war ich nun bereit für den Abstieg.

Hier ein Video dazu:

Unterwegs war ich einmal fast eine Viertelstunde blockiert, weil ein aufsteigende Gruppe einen Felskamin blockierte. Eine ältere Dame war am Ende ihrer Kräfte, wurde aber trotzdem durch ihre Tochter weiter gepusht und sogar den Berg hochgezogen. Nach 3h35m war ich dann zurück im Campground.

Ich holte meinen Rucksack, baute mein Zelt auf und kochte anschliessend mein Abendessen. Beim Schreiben des Blogs zeigte sich meine Müdigkeit, ich musste die Übung irgendwann abbrechen.

Über alles gesehen eine tolle Erfahrung und eine Bestätigung, dass ich momentan sehr fit bin.

30. Juli 2018 – Tag 82 / Von Blauen Ochsen und erfolgreichen Finishern

Die Nacht war fast zu kurz gewesen, ich hatte ja ein ziemliches Schlafmanko gehabt. Monk machte wie üblich seinen Kaffee um sechs Uhr früh. Ich drehte mich nochmals für eine halbe Stunde. Dann stand ich auf, holte mir einen Kaffee und fand heraus, dass es ein kleines Frühstücksbuffet gab. Also nichts wie hin, wir hatten Hunger.

Heute war der Vorbereitungstag für unseren bevorstehenden Start im Baxter State Park mit der Besteigung des Mount Katahdin. Schräg gegenüber der Lodge war das Hauptquartier des Baxter State Parks. Dort würden wir heute vorbeigehen und alles regeln.

Meine teuren LEKI Wanderstöcke aus Carbon machten mir seit einiger Zeit Probleme, ein Stock klappte laufend ein weil ein Druckknopf nicht mehr hielt. Ich hatte LEKI in Deutschland angeschrieben, erhielt aber nie eine Antwort!!! Und seit gestern klemmte beim zweiten Stock dieser Knopf. Ich musste also heute Ersatz beschaffen!

Nach dem Frühstück schauten wir uns zuerst vis-à-vis vom Hotel einen Panzer sowie einen Helikopter an, welche bei der American Legion von Millinocket standen. Die American Legion ist eine Einrichtung, die nur Veteranen und deren Gästen offensteht. Als Veteran gilt übrigens jeder, der aktiv im Dienst der amerikanischen Streitkräfte stand, unbesehen von der Dauer und dem Alter des Soldaten.

Die Geschichte des Helikopters, welcher sogar in Vietnam im Einsatz war

Als nächster Programmpunkt stand bei mir ein Outdoor Laden an, welcher nebenan lag. Es war aber mehr ein Geschäft für Fischer, es gab dort nur ein Modell Wanderstöcke. Ich wollte aber eine etwas grössere Auswahl und entschied, zuerst noch den General Store im Millinocket zu checken. Monk gesellte sich dazu und wir wollten per Autostopp dort hinfahren. Just in diesem Moment kam der Shuttle der Lodge angefahren und bot an, uns zum General Store zu fahren und uns dort abzusetzen. Ich fand dort zwar eine etwas grössere Auswahl an Stöcken, aber sie waren alle im tieferen Qualitätsbereich. Wir wollten zum Ortszentrum laufen als der Shuttle wieder zurückkam. Der Fahrer hatte noch eine Idee und nahm uns zur A.T. Lodge mit, welche ebenfalls Hiker Zubehör hat. Dort fand ich dann passende Stöcke von LEKI. Die Angestellte im Shop war so nett und erklärte sich bereit, mit LEKI USA abzuklären, ob dieser Defekt unter die Garantie falle.

Wir fuhren mit dem Shuttle zurück zu unserer Lodge. Anschliessend machten Monk und ich einen kurzen Fussmarsch zum Baxter State Park H.Q. und meldeten uns als Hiker an. Wir wollten eigentlich am Folgetag (Dienstag) Mount Katahdin besteigen, aber die Rangerin erklärte uns, dass der Park schon voll sei, wir könnten weder mit dem Shuttle reinfahren noch einen Zeltplatz buchen. Was für eine Enttäuschung! Sie stellte uns für Mittwoch eine Parkbewilligung aus, eine Grundbedingung, dass der Shuttle reinfahren darf. Auf unsere Nachfrage, ob es für morgen gar keine Möglichkeit gäbe, kam sie mit dem Tipp, um 6 Uhr früh vor dem Gate des Parks zu versuchen, mit irgend jemand mitzufahren und dann im Park mit dem Ranger beim Zeltplatz zu sprechen. Wir beschlossen, diese Option zu probieren.

Anschliessend gingen wir zu den Lebensmittel Läden, um unsere Verpflegung aufzufüllen. Wir hatten jetzt Hunger, aber die Pizzeria beim Food Center hatte am Montag geschlossen.

Also wieder Autostopp zum Ortszentrum. Dort angekommen fanden wir ein wunderbares Kaffee mit guten Sandwiches. Sie hatten dort auch Hiking bezogene Souvenirs und witzige Zeichnungen, ich kaufte ein T-Shirt und ein Abziebild.

Hier zwei Zeichnungen zum Hiken:

Anschliessend gingen wir zum Post Office, um die gekauften Souvenirs zu versenden.

Wir liefen noch den Rest der kurzen Hauptstrasse ab und stiessen auf ein Gebäude, in welchem ein Truck in der Fassade steckte!

Es war der Blue Ox Saloon. Dieser war geschlossen, aber ich hörte durch ein offenes Fenster aus dem Innern Musik und Stimmen. Also klopfte ich und rief Hello. Ein Mann erschien am Fenster und fragte, ob wir Durst hätten. Die Antwort war klar, er öffnete uns die Türe zu seiner Wunderwelt, vollgestopft mit unzähligen Dingen.

Der Eigentümer Tom St-John

Jamie, der Barkeeper

Tom, der Eigentümer, ist ein unglaublicher Alleinunterhalter. Er erzählte uns viel zu seinem Lokal, der Stadt, aber auch zum Hiking und dem Outdoor Leben hier im Norden von Maine. Ein Storyteller ersten Ranges.

Wir hatten eine gute Zeit, aber irgendwann mussten wir gehen, morgen lag ein harter Tag vor uns mit sehr frühem Aufstehen.

Per Autostopp ging es zurück zur Lodge. In der Bar trafen wir dann Rober Bobby Williams, Trailname Bourbon Bob, ein Thru-Hiker, der soeben Katahdin bestiegen hatte und damit seinen Hike, den er am 31. März begonnen hatte, nach 4 Monaten beendete.

Monk und Bourbon Bob

Es war berührend, dieser Hiker hat Grossartiges geleistet, aber jetzt wusste er nicht einmal, wo er hingehen soll. Er ist geschieden, hat seiner Ex das Haus überlassen (müssen) und hat keinen Job. Ich sprach noch lange mit ihm und spielte dann auch noch ein paar Runden Billard. Aber um Mitternacht musste ich dann ins Bett.

29. Juli 2018 – Tag 81 / And the journey finally ends at Millinocket

Die Nacht im Busbahnhof war schon speziell. Ich hatte immer schon Probleme, mich an solchen Orten zu entspannen und zu schlafen. Monk war da natürlich anders gepolt, er setzte sich im Wartebereich hin, zog die Jacke über den Kopf und war schnell eingeschlafen.

Wir hatten im Wartebereich einen McDonalds, welcher auch in der Nacht offen war. Ich war bis 03h00 äusserst vernünftig und kaufte nichts. Dann jedoch wollte ich ein Soda. Grossartig, sie schlossen vor meinen Augen und waren nicht bereit, mir noch ein Soda zu geben. 🤬

Um 06h30 wurde der McDonalds wieder geöffnet. Monk war zwischenzeitlich wieder wach und hatte sich so positioniert, dass er als erster Kunde seinen Kaffee bekam.

Zwischen ihm und mir war noch ein weiterer Kunde. Meine Güte, ein durchgeknallter Typ, der vermutlich auf Drogen war, ein richtiger trouble-maker! Er fing an, die Bedienung im Mac anzuschreien und fluchte auf primitivste Art, sodass die zweimal Security intervenieren musste. Und alles nur, weil er von der Bedienung erwartete, dass sie ihm den Kaffee süsst! Ich kam dann auch noch zu meinem Kaffee und einem kleinen Frühstück.

Kurz vor 8 Uhr standen Monk und ich am Boarding Gate 16 als erste an.

Wir nahmen die vordersten Sitze im Bus, man will ja schliesslich auch was sehen 😉. Die Fahrt nach Bangor dauerte rund 4 1/2 Stunden, unterwegs wurden noch zwei weitere Stationen bedient.

Ausfahrt von Boston

Gegen 12h30 kamen wir in Bangor bei der Busstation von Concord an. Es herrschte wunderbares Wetter, Sonne und brütende Hitze. Beim Heranfahren hatten wir gesehen, dass nebendran ein Diner liegt. Wir waren beide dafür, etwas zu essen und dann zu schauen, wie wir in das etwa 65 Meilen entfernte Millinocket kommen, wo wir übernachten wollten.

Das Diner war sehr speziell eingerichtet, voll im Thema der 50er/60er. Ein wunderbarer Platz, das Essen stimmte auch. Es war ja Sonntag, die lokale Bevölkerung hatte das Diner bis fast auf den letzten Platz besetzt, ständig kamen neue Gäste. Ein gutes Zeichen!

Ich hatte in Guthook’s gesehen, dass in Millinocket die Pamola Motor Lodge von anderen Hikern gut kommentiert wurde. Diese bot auch einen Shuttle Service an. Monk rief dort an. Zimmer hatten sie, für einen Shuttle hätten sie aber US$ 140 verlangt! Ich bestellte letztendlich ein Uber Fahrzeug, dieses war innert 10 Minuten da. Die Fahrerin brachte uns in rund 1 1/4 Stunden sicher bis zur Lodge.

Von der Fahrt fehlen mir gewisse Momente in der Erinnerung, ich war zu übermüdet 🙄. Kurz vor Millinocket fuhren wir vom Highway ab, hier war ich wieder wach.


Die Lodge lag etwa 2 Meilen ausserhalb des Ortes, aber alles Wichtige war quasi nebenan. Nach der Ankunft stellten wir fest, dass es eine gute Bar hatte sowie ein chinesisches Restaurant. Der Rest ist schnell erzählt. Duschen, ein paar Bierchen, Essen an der Bar und irgendwann ins Bett.
😎

This is it! Pike quit the Appalachian trail after 1’087.6 miles (1’750 kilometres)

Liebe Familie, Freunde und Supporter,

Zuerst ein ganz grosses und herzliches Dankeschön für die vielen Gesten und Nachrichten, welche ich in den letzten drei Monaten erfahren respektive erhalten habe.

Ihr alle habt mich unterstützt und getragen auf meiner Wanderung über den Appalachian trail. Ein tiefempfundenes Danke dafür!

Ich habe jetzt entschieden, den Trail nach der absolvierten Hälfte zu beenden und in die Schweiz zurückzukehren.

Es ist nicht ein gesundheitliches Problem, welches zum Entscheid geführt hat. Meine Physis ist momentan so gut wie seit Jahrzehnten nicht mehr.

Aber ich war ja auf dem Trail, um Antworten zu meinem zukünftigen Leben zu finden. Ich bin nun an einem Punkt, wo ich gewisse Erkenntnisse, welche ich in den letzten Monaten gewonnen habe, umsetzen möchte. Ein Verbleiben auf dem Trail für die nächsten 2-3 Monate hätte mir verunmöglicht, mein Leben in der Schweiz sofort neu aufzugleisen.

Meine Charity work für Tischlein Deck Dich kommt leider früher als gewünscht zum Ende. Aber ich werde den gesammelten Betrag noch etwas Aufrunden, Details folgen hier im Blog.

Ich bin extrem dankbar für alles, was ich seit meinem Start am 10. Mai erfahren habe, freue mich aber umso mehr auf meine Rückkehr nach Basel am kommenden Montag (13.08.2018).

Die noch fehlenden Blog Beiträge folgen in den nächsten 2-3 Tagen, ich war leider absolut offline hier in Maine!

Herzlichst,
Erwin „Pike“ Freiburghaus

28. Juli 2018 – Tag 80 / Die grosse Reise beginnt….

The Town’s Inn, Harpers Ferry

Der Entscheid war ja gefallen, dass wir von Harpers Ferry direkt nach Maine gehen würden. Jetzt ging es darum, wie wir reisen würden.

Von Harpers Ferry nach Washington D.C. fährt einmal im Tag ein Zug, dies war soweit mal klar. Am Samstag fährt er um 11h31 mit Ankunft um 13h05. Die Besitzerin des Town’s Inn bot uns einen Shuttle nach Washington an mit dem Hinweis, dass der Zug von Chicago her komme und immer verspätet sei. Ich checke kurz den Zugstatus, es waren bis jetzt eine Stunde und 9 Minuten Verspätung. Also buchten wir den Zug, dies war wesentlich günstiger als ein Shuttle.

Doch wie weiter von Washington? Die Option Fliegen nach Bangor war schnell vom Tisch. Die Kosten wären zu hoch gewesen, für einen günstigeren Tarif hätten wir früher buchen müssen.

Nach dem Frühstück im Inn gingen wir kurz nach 9 Uhr zum Hauptquartier der Appalachian Trail Conservancy, um uns erneut zu registrieren und das obligate Foto für das Jahrbuch zu erstellen.

Dort trafen wir überraschend auf Stripes, den ehemaligen Feuerwehrmann. Dieser hatte grosse Probleme mit Blasen und nun war auch noch ein Rückenproblem dazugekommen. Stripes hatte beschlossen, den Trail zu verlassen und würde heute mit dem Zug via Washington nach Boston reisen. Seine bereits gebuchte Reise war ideal für uns, also buchte ich denselben Zug ab Washington ebenfalls. Abfahrt war geplant 15h20, Ankunft in Boston um 23h33.

Schöne Steinmauer mit Tor

Wir hingen noch etwas in Harpers Ferry rum bis Monk fragte, ob wir noch etwas Essen würden. Als wir so im Restaurant dasassen, kam mir auf einmal in den Sinn, dass ich ja mein Paket bei der Post hatte, diese liegt beim ATC Hauptquartier🙄. Es war 20 Minuten vor Zwölf, am Samstag schliesst die Post um 12h00. Leider musste ich gut eine Meile zur Post laufen, und dies mehrheitlich bergauf! Am Ende lief ich nicht mehr, sondern rannte, dies bei brütender Mittagssonne und mit vollem Magen. Um 2 Minuten vor Zwölf war ich in der Postfiliale und konnte mein Paket nach Maine umleiten.

Zurück beim Inn packte ich meine Sache zusammen und wir gingen zum Bahnhof. Der Zug kam letztendlich 1h50m verspätet an.

Dies hatte aber den Vorteil, dass wir in Washington nicht so lange auf den Zug Richtung Boston warten mussten.

Der Amtrak nach Boston fuhr pünktlich ab. Wir hatten ziemlich viele Haltestellen auf der Reise, deshalb auch die lange Dauer der Zugreise. Aber der Zug hatte auch ein Boardrestaurant, welches wir gut benützten😎.

Hier meine Mitreisenden beim Entspannen.

Am Eindrücklichsten für mich war die Ausfahrt aus New York City, ich hatte einen wunderbaren Blick auf das Chrysler Building, den Empire State sowie den Freedom Tower im warmen Abendlicht. Leider war genau dann mein Akku leer, ich konnte keine Photos machen.

Im Zug hatte ich Gelegenheit, die nächste Etappe zu buchen, die Busreise von Boston nach Bangor. Der frühest mögliche Termin war 08h00 am Sonntag morgen. Die Suche nach einem bezahlbaren Hotelzimmer in der Nähe des Bahnhofs war aussichtslos. Also beschlossen Monk und ich, dass wir im Bahnhof schlafen würden. Beim Busticket hatte ich ein Problem, die Gesellschaft verlangte ein ausgedrucktes Ticket beim Besteigen des Busses. Ich machte mich auf der Suche nach einem Business Center, aber es war zu spät. Also Plan B, zu einem grossen Hotel und dort fragen, ob sie mir die Tickets drucken könnten. Ich liess mein Material bei Monk und machte mich auf den Weg. Die Stadt pulsierte, es hatte Live Music und viele junge Leute waren unterwegs. Ich betrat das Boston Intercontinental, ein 5☆ Haus. Das Personal am Empfang reagierte auf meinen Wunsch als Hiker extrem freundlich und zuvorkommend, ich durfte mein E-Mail mit den Tixs an Sherry Xu weiterleiten und sie druckte mir alle vier Seiten kostenlos aus! Trail magic!

Zurück im Bahnhof wurden wir gebeten, die Halle zu verlassen, da diese geschlossen wurde. Wir wechselten das Gebäude und warteten nun im Busbahnhof.

27. Juli 2018 – Tag 79 / Amphibientag, goodbye Virginia, welcome West Virginia

Das Wichtigste in Kürze:

Start: 08h00, Bears Den Hostel

Ankunft Ziel: 19h30 The Town’s Inn Hostel, Harpers Ferry, West Virginia

Wetter: Sonnig, dann zunehmend bewölkt, schwül, nach 16h00 Gewitter mit starkem Regen, später wieder sonnig und trocken

Zurückgelegte Meilen: 20.3 heute, 1024.6 seit Anfang (1648.6 Kilometer)

Elevation: 1350′-1000′-1312′-1150′-1650′-920′-1200′-312′-425′

Besonderes: Wir haben den „psychological halfway point of the Appalachian trail“ erreicht.

Und hier die Tagesgeschichte:

Heute hatten wir uns vorgenommen, bis nach Harpers Ferry zu laufen, etwas über 20 Meilen. Harpers Ferry ist der psychologische halfway point des Appalachian trails. In Harpers Ferry ist auch das Hauptquartier der Appalachian Trail Conservancy, derjenigen Organisation, welche für den Erhalt und Unterhalt des Trails verantwortlich ist.

Von Harpers Ferry würden wir dann per Zug, Bus und Taxi nach Maine reisen, um Mount Katahdin zu besteigen und anschliessend den A.T. südwärts zurück nach Harpers Ferry zu laufen (Flip-Flopping genannt). Diesen Entscheid hatten wir getroffen, um das Risiko auszuschliessen, im Oktober auf Schnee in Maine zu stossen.

Das Bears Den Hostel war eine tolle Erfahrung, diesen Ort kann ich nur empfehlen.

Um 08h00 war ich abmarschbereit und begab mich auf den Trail. Zuerst galt es nun den Roller Coaster zu beenden.

Nach den ersten drei Meilen überschritt ich zum ersten Mal die Grenze zwischen Virginia und West Virginia.

Kurz darauf war ich auf dem Crescent Rock mit diesem letzten Ausblick auf Virginia.

Um 10h55 war es dann vollbracht.

I survived the Roller Coaster!

Monk hatte am Morgen als Witz bemerkt, dass es heute nur noch 97 % so schwül sei wie gestern. Aber das war immer noch genug, sodass der Schweiss nur so lief.

Nach dem Roller Coaster veränderte sich das Terrain zunehmend, es folgten lange, relativ flache Abschnitte im lichten Wald respektive über Felsgrate und Wiesen. Endlich ein Trail, auf dem man etwas schneller vorwärts kam.

Direkt neben dem Trail sass dann dieser nette Kollege unter dem Motto: „Was gucksch Du?“

Ich hatte in Guthook’s gesehen, dass nach 14 Meilen in der Nähe des Trails eine Tankstelle mit Deli steht. Ich sandte Monk, der vor mir lief, eine SMS und teilte ihm mit, dass ich dort zum Lunch stoppen würde. Er meldete zurück, dass er mitkommen würde. Kurz vor Drei traf ich an der Strasse ein, Monk wartete dort auf mich. Als wir bei der Tankstelle ankamen, sassen dort bereits Swiss-Chris und sein Kollege Avocado. Diese hatten ein Uber bestellt, Avocado hatte Knieprobleme, deshalb liessen sie die letzten 6 Meilen aus.

Monk und ich holten uns etwas zu essen und zu trinken. Nachdem wir fertig waren, liefen wir zurück zum Trail. Eine schwarze Gewitterfront war zwischenzeitlich aufgezogen, wir würden sicherlich nass werden. Und so war es dann auch. Das Gewitter legte los, es goss wie aus Kübeln. Alle Versuche, die Schuhe einigermassen trocken zu behalten, waren erfolglos.

Auf dem Trail war nun Amphibienwetter, ich sah weitere sechs Kröten sowie zwei Laubfrösche.

Nach einer Stunde war der Spuk vorüber und die Sonne kam wieder hervor.

Kurz vor dem Shenandoah River überschritten wir zum zweiten Mal die State Line?!?

Um 18h30 war ich bei den Cascades, einem Wasserfall.

Ein paar Minuten später war ich auf der Brücke über den Fluss.

Monk und ich hatten noch nicht festgelegt, wo wir übernachten würden. Wir gingen ins Quality Inn, um nach dem Zimmerpreis zu fragen. Dieser war utopisch, also weitersuchen. Letztendlich entschieden wir uns für das Hostel Town’s Inn, ein Gebäude von 1840, welches mit viel Charme und Liebe zum Detail hergerichtet worden war. Dort trafen wir Freebird wieder. Nach der Dusche gingen wir noch etwas essen. Dort trafen wir auf weitere Hiker, welche wir schon kannten. Um 23h30 war ich dann auch im Bett und schlief sofort ein.