14. Mai 2018 – Tag 5 / Die ersten 50 Meilen und ein kleiner Schreckmoment

Heute morgen war das Aufstehen kein Problem, ich war schon sehr früh wach. Wir hatten in Kajütenbetten aus grob gezimmertem Holz geschlafen in einem grossen, fensterlosen Raum (Typ Luftschutzkeller) mit durchgehend laufenden Entfeuchtern geschlafen. Zum Glück gibt es Gehörschutzpfropfen 😎.

Nach einer heiteren Episode (siehe Video in diesem Blog) zogen wir um 08h30 los in die Raven Cliffs Wilderness.

Als erstes war der Bull Gap zu erklimmen, gefolgt vom Levelland Mountain, 817 Fuss hoch in nur 1.5 Meilen, die Zunge hing draussen😉. Wir wussten aber, dass dies für heute der höchste Anstieg war, war auch gut so.

Ich hatte in einem früheren Video versprochen, etwas über das Wandern auf dem Trail zu sagen. In Georgia befindet man sich die meiste Zeit im Wald. Natürlich sind das eher lichte Laubwälder, sodass doch immer wieder die Sonne durchdringen mag. Der Trailverlauf ist ein konstantes rauf und runter, der Boden ist sehr unterschiedlich. Von superweich und eben

über schon etwas mit Steinen und Wurzeln durchsetzt

bis dann zu den doch gröberen Böden speziell bei An- oder Abstiegen folgt ein steter Wechsel.

Bei den steilen An- und Abstiegen ist dann auch mal Klettern angesagt. Ich empfehle zwingend gute und leichte Wanderstöcke, dies hilft enorm beim langen Gehen und vor allem in den Kletterpassagen. Ich bin auch sehr froh über meine die Knöchel bedeckenden Schuhe, ein guter Schutz gegen das Umknicken!

Auf dem Weg sieht man regelmässig Exkremente von Bären, teilweise sehr frisch. Sie sind also da!

Ein Höhepunkt ist immer wieder die Aussicht, hier vom Levelland Mountain.

Ubd das Video zum Tag:

Wir befinden uns hier ja noch im Frühling, entsprechend schön sind die zahlreich blühenden Wildblumen.

Nach drei Stunden hatte ich die ersten 5.5 Meilen zurückgelegt. Beim Tesnatee Gap traf ich Nemo, welcher neben seinem Rucksack sass. Ich hatte ihn schon mal gesehen und fragte ihn, wie es so laufe. Er sagte mir, dass er aussteigen und auf seinen Eltern warten würde, welche ihn abholen kämen. Auf meine Frage, weshalb er aussteigen wollte, erklärte er mir, dass er nichts essen könne, obwohl er Appetit habe. Er hatte den A.T. zu ambitioniert angetreten und bereits am zweiten Tag 16 Meilen zurückgelegt, gefolgt von 13 Meilen am Tag drei. Nimo war schlicht ausgebrannt. Ich wartete nun noch auf meine zwei neugewonnenen Freunde für eine kurze Mittagspause.Um 13h30 ging’s weiter Richtung Mark Trail Wilderness.

Nach einem erneut satten Anstieg überquerten wir die Strasse beim Hog Pen Gap.

Nun erfolgte der Einstieg in die Wilderness.

Ab hier waren es noch 4.4 Meilen bis Ziel, dem Low Gap.

Während des Laufens hatte ich dann einen Schreckmoment. Die Pantellasehne in meinem linken Fuss ist immer mal wieder eine Problemzone bei mir. Genau diese fing zu schmerzen an, und zwar so stark, dass ich fast humpeln musste. Hatte ich zu stark forciert in den ersten Tagen, hätte ich doch nicht so hohe Schuhe nehmen sollen, kann ich so weiterlaufen, was passiert, wenn es chronisch wird? Fragen über Fragen gingen durch meinen Kopf. Ich wusste aber, dass ich heute weiterlaufen muss bis zum Ziel. Also ignorierte ich den Schmerz irgendwie und biss mich durch. Je weiter ich ging, desto mehr verschwand der Schmerz wieder, bis er ganz weg war. Ich werde jetzt vermehrt am Abend auf die Sehne eine Salbe auftragen, welche entzündungshemmend wirkt.

Auf dem Trail sieht man immer wieder Dinge, die man sich nicht wirklich erklären kann, z.B. verwaiste Zelte oder eine Gedenkstätte mitten in der Wildnis.

Nach 2 Stunden und 40 Minuten traf ich beim Shelter in Low Gap ein. Dieser war schon halb mit einer Familie belegt. Auch sonst war der Platz schon stark belegt und es trafen noch laufend Hiker ein. Ich füllte meine Wasservorräte und wartete auf Gizmo und Monk. Als diese eintrafen, hielten wir kurz Kriegsrat. Wir entschieden, noch 2.4 Meilen weiterzugehen zum nächsten Campground, da wir alle nicht gerne so viele Leute an solch einem Ort haben. Beim Losmarschieren sahen wir dann, dass direkt beim Trail noch ein schöner Platz war, auf welchem wir unsere Zelte aufstellen konnten. Wir installierten diese sturmfest im Bewusstsein, dass für heute Nacht eine Regenfront angesagt ist. Nach Abendessen und ein paar guten Gesprächen hängten wir unsere Lebensmittel sowie alles stark Riechende mit unseren Bärensäcken an einen Baum (ist lebenswichtig!).

Tobey (Gizmo) zeigt hier, wie hoch die Säcke hängen müssen, damit der Bär sie nicht erreicht (weder von unten noch von oben). Der rote Sack ist meiner 😎.

Zurückgelegte Meilen: 11.5, d.h. nach Tag fünf haben wir die ersten 50 Meilen abgehackt (oder besser abgelaufen👍).

Ein Gedanke zu “14. Mai 2018 – Tag 5 / Die ersten 50 Meilen und ein kleiner Schreckmoment

  1. Avatar von Adrian R Adrian R Mai 17, 2018 / 12:05 pm

    Ciao Erwin! Klasse Leistung! Nicht nur auf dem Trail, sondern auch mit dem Blog! Macht sauspass dein Abenteuer auf diese Weise zu verfolgen.

    Dass der rote Rucksack auch der grösste ist, hat mich übrigens nicht sonderlich überrascht 😉

    Mach weiter so, und ich freue mich bald den nächsten Beitrag zu lesen und das nächste Video zu schauen.

    Petri Heil, Pike!

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