Das Wichtigste in Kürze:
Start: 07h30, Wise Shelter
Ankunft Ziel: 18h15, Trimpi Shelter
Wetter: Sonnig, dann zunehmend bewölkt, am Nachmittag Gewitter.
Zurückgelegte Meilen: 20.1 heute, 523.7 seit Anfang (842.6 Kilometer)
Elevation (in Fuss) 4460′-4300′-4650′-4610′-4800′-4620′-4960′-3450′-4325′-3000′-3120′-3100′-4040′-2900′
Besonderes: Längste Distanz an einem Tag sowie Bär Nr. 3 gesichtet.

Und hier die Tagesgeschichte:
Im Shelter schlafen die Leute entweder mit den Füssen oder dem Kopf Richtung Öffnung (die meisten Shelter sind gleich konzipiert). Ist wohl einfach Geschmacksache. Ich habe gerne den Kopf Richtung Öffnung. Wir mussten ja mit Bärenbesuch rechnen, dieser blieb jedoch aus. Dafüt hörte ich immer wieder mal die Ponys, welche auch nachts unterwegs sind.
Um 05h30 lag ich gut eingemummelt schlafend im Schlafsack, als mich ein Geräusch weckte. Ich wusste zuerst nicht, was es war, aber es war sehr nahe bei meinem Kopf🤤. Ich riskierte ein Auge, sah aber noch nichts, nur das Geräusch ging weiter. Also drehen im Schlafsack und genauer schauen. Jetzt aber: Ein Ponykopf war 10cm vo meinem Kopf entfernt, das Tier interessierte sich für meine wasserdichten Beutel und zupfte dran. Ich stiess den Kopf zwei-/dreimal sanft weg und machte dem Pony klar, dass dies nichts für es sei.
Nach dem Frühstück startete ich mit dem Vorsatz, heute einen Tagesrekord zu laufen (grösste Tagesdistanz). Die ersten 7.7 Meilen ging es wie gewohnt rauf und runter.
Hier noch ein paar Bilder aus dem Nationalpark:


Ich hatte heute besonders gute trail legs und war nach 2 1/2 Stunden an der Va. 603 Strasse. Hier bestand die Möglichkeit, nach Troutdale zu trampen, etwas ausserhalb des Ortes gibt es einen General Store mit Deli und zwischendurch sogar BBQ Angebot. Ich fand, ich hätte jetzt eine Auszeit verdient und wollte auch noch einkaufen. Beim Parkplatz war eine Gruppe Teenager mit zwei Erwachsenen, alle mit Rucksäcken ausgestattet. Sie machten offensichtlich Dehnungsübungen. Ich kam mit dem Leiter ins Gespräch, er arbeitet seit vielen Jahren für Syngenta USA in Carolina. Was ich nicht wusste: Die USA Angestellten haben die gleichen Benefits wie die Angestellten in der Schweiz, d.h. z.B. auch mindestens 5 Wochen Ferien im Jahr. Dies ist in den USA sonst anders, der Durchschnitt liegt bei zwei Wochen. Gut, dafür gibt ein paar Feiertage mehr wie bei uns.
Ich streckte nun den Daumen raus und wartete,,,,und wartete,,,,,,,und wartete, es kamen in meine gewünschte Richtung praktisch keine Autos vorbei. Monk tauchte nach 25 Minuten auf, ich erklärte ihm meinen Plan und fragte, ob er mitkommen wolle. Da aber noch 12.4 Meilen bis zum Ziel vor uns lagen, verzichtete er. Kaum war er weg hielt ein Pickup mit Anhänger, darin sassen zwei ältere Männer. Diese waren mit Holzarbeiten beschäftigt gewesen. Sie erklärten sich bereit, mich zum General Store zu fahren. Dort angekommen stieg ich aus und bedankte mich herzlich. Als ich meinen Rucksack deponierte, kam ein Mann aus dem Store. Er fragte: Hiker? Ich: Yes, Er: Thru Hiker? Ich: Yes, Sir, Er: Need a ride back to the trail?, Ich: That would be great. Ich war also noch nicht im Laden und hatte schon eine Rückfahrmöglichkeit. Trail magic!
Draussen war angeschrieben: Pulled Pork BBQ Sandwich, das MUSSTE ich haben😋. Und es war einfach nur lecker. Dann noch ein gewärmtes German Chocolate Cupcake, himmlisch!
Anschliessend machte ich die Einkäufe und wurde dann zum Trail zurückgefahren. Mein Trail angel ist ein ehemaliger Polizist aus North Carolina, er war bis zur Pensionierung in einer Werkschutz-Einheit für ein Atomkraftwerk und ist dann in diese Gegend gezogen. Er hat den A.T. ebenfalls komplett absolviert. Leider habe ich seinen Trailnamen nicht richtig gespeichert (Mountainman? Valleyman?). Falls er sich bei mir über den Blog meldet, werde ich das noch richtig stellen.
Um 12h10 war ich wieder auf dem Trail, dabei war ein 12er Pack Bierbüchsen, wir hatten ja noch die 500 Meilen zu feiern.
Kaum war ich am Laufen, fing ein Gewitter an. Also Regenschutz über den Rucksack und Regenjacke an. Ich hatte ordentlich zu tragen, es ging wieder mal bergauf.
Etwa sieben Meilen vor dem Ziel ging eine Stromleitung durch den Wald, darunter war gerodet, wobei Büsche und junge Baumtriebe schon wieder relativ hoch standen. Ich hatte den Rucksack kurz abgesetzt und wollte gerade weitergehen, als ich etwas Schwarzes im Hang erblickte. Könnte das ein Bär sein? Ich schaute weiter, nichts bewegte sich. Also Fehlanzeige. Doch halt, auf einmal eine Bewegung. Ja, es war ein Bär, der sich dort aufhielt. Ich schaute ihm etwa 5 Minuten zu, bis er im Wald verschwand. Das Foto ist grauenhaft schlecht, der schwarze Fleck könnte irgendwas sein Aber Handy Kameras auf grosse Distanzen, und dann noch im Starkregen, sind nicht viel wert.

Nun aber weiter.
Als nächstes kam ich bei den Comers Creek Falls vorbei.


Ich kam an eine weitere Strasse, welche ebenfalls Richtung Troutdale geht, ab hier waren es noch 4.4 Meilen, mit einem netten Berg dazwischen. Ich hatte den Rucksack kurz abgesetzt als YoYo aus dem Wald auftauchte. Gemeinsam zogen wir im Eiltempo los, verliessen die Little Wilson Creek Wilderness und kamen nach 1 3/4 Stunden beim Shelter an.

Das Bier wurde natürlich mit grossem Hallo begrüsst. Witzig: Beim Laufen hatte ich immer Biergeschmack um die Nase und etwas tropfte auf meine Wade. Tatsächlich hatte ich beim Festzurren eine Dose verletzt, diese war vollkomnen leer, als ich ankam.
Der Tag hat super gut getan!
