30. Juli 2018 – Tag 82 / Von Blauen Ochsen und erfolgreichen Finishern

Die Nacht war fast zu kurz gewesen, ich hatte ja ein ziemliches Schlafmanko gehabt. Monk machte wie üblich seinen Kaffee um sechs Uhr früh. Ich drehte mich nochmals für eine halbe Stunde. Dann stand ich auf, holte mir einen Kaffee und fand heraus, dass es ein kleines Frühstücksbuffet gab. Also nichts wie hin, wir hatten Hunger.

Heute war der Vorbereitungstag für unseren bevorstehenden Start im Baxter State Park mit der Besteigung des Mount Katahdin. Schräg gegenüber der Lodge war das Hauptquartier des Baxter State Parks. Dort würden wir heute vorbeigehen und alles regeln.

Meine teuren LEKI Wanderstöcke aus Carbon machten mir seit einiger Zeit Probleme, ein Stock klappte laufend ein weil ein Druckknopf nicht mehr hielt. Ich hatte LEKI in Deutschland angeschrieben, erhielt aber nie eine Antwort!!! Und seit gestern klemmte beim zweiten Stock dieser Knopf. Ich musste also heute Ersatz beschaffen!

Nach dem Frühstück schauten wir uns zuerst vis-à-vis vom Hotel einen Panzer sowie einen Helikopter an, welche bei der American Legion von Millinocket standen. Die American Legion ist eine Einrichtung, die nur Veteranen und deren Gästen offensteht. Als Veteran gilt übrigens jeder, der aktiv im Dienst der amerikanischen Streitkräfte stand, unbesehen von der Dauer und dem Alter des Soldaten.

Die Geschichte des Helikopters, welcher sogar in Vietnam im Einsatz war

Als nächster Programmpunkt stand bei mir ein Outdoor Laden an, welcher nebenan lag. Es war aber mehr ein Geschäft für Fischer, es gab dort nur ein Modell Wanderstöcke. Ich wollte aber eine etwas grössere Auswahl und entschied, zuerst noch den General Store im Millinocket zu checken. Monk gesellte sich dazu und wir wollten per Autostopp dort hinfahren. Just in diesem Moment kam der Shuttle der Lodge angefahren und bot an, uns zum General Store zu fahren und uns dort abzusetzen. Ich fand dort zwar eine etwas grössere Auswahl an Stöcken, aber sie waren alle im tieferen Qualitätsbereich. Wir wollten zum Ortszentrum laufen als der Shuttle wieder zurückkam. Der Fahrer hatte noch eine Idee und nahm uns zur A.T. Lodge mit, welche ebenfalls Hiker Zubehör hat. Dort fand ich dann passende Stöcke von LEKI. Die Angestellte im Shop war so nett und erklärte sich bereit, mit LEKI USA abzuklären, ob dieser Defekt unter die Garantie falle.

Wir fuhren mit dem Shuttle zurück zu unserer Lodge. Anschliessend machten Monk und ich einen kurzen Fussmarsch zum Baxter State Park H.Q. und meldeten uns als Hiker an. Wir wollten eigentlich am Folgetag (Dienstag) Mount Katahdin besteigen, aber die Rangerin erklärte uns, dass der Park schon voll sei, wir könnten weder mit dem Shuttle reinfahren noch einen Zeltplatz buchen. Was für eine Enttäuschung! Sie stellte uns für Mittwoch eine Parkbewilligung aus, eine Grundbedingung, dass der Shuttle reinfahren darf. Auf unsere Nachfrage, ob es für morgen gar keine Möglichkeit gäbe, kam sie mit dem Tipp, um 6 Uhr früh vor dem Gate des Parks zu versuchen, mit irgend jemand mitzufahren und dann im Park mit dem Ranger beim Zeltplatz zu sprechen. Wir beschlossen, diese Option zu probieren.

Anschliessend gingen wir zu den Lebensmittel Läden, um unsere Verpflegung aufzufüllen. Wir hatten jetzt Hunger, aber die Pizzeria beim Food Center hatte am Montag geschlossen.

Also wieder Autostopp zum Ortszentrum. Dort angekommen fanden wir ein wunderbares Kaffee mit guten Sandwiches. Sie hatten dort auch Hiking bezogene Souvenirs und witzige Zeichnungen, ich kaufte ein T-Shirt und ein Abziebild.

Hier zwei Zeichnungen zum Hiken:

Anschliessend gingen wir zum Post Office, um die gekauften Souvenirs zu versenden.

Wir liefen noch den Rest der kurzen Hauptstrasse ab und stiessen auf ein Gebäude, in welchem ein Truck in der Fassade steckte!

Es war der Blue Ox Saloon. Dieser war geschlossen, aber ich hörte durch ein offenes Fenster aus dem Innern Musik und Stimmen. Also klopfte ich und rief Hello. Ein Mann erschien am Fenster und fragte, ob wir Durst hätten. Die Antwort war klar, er öffnete uns die Türe zu seiner Wunderwelt, vollgestopft mit unzähligen Dingen.

Der Eigentümer Tom St-John

Jamie, der Barkeeper

Tom, der Eigentümer, ist ein unglaublicher Alleinunterhalter. Er erzählte uns viel zu seinem Lokal, der Stadt, aber auch zum Hiking und dem Outdoor Leben hier im Norden von Maine. Ein Storyteller ersten Ranges.

Wir hatten eine gute Zeit, aber irgendwann mussten wir gehen, morgen lag ein harter Tag vor uns mit sehr frühem Aufstehen.

Per Autostopp ging es zurück zur Lodge. In der Bar trafen wir dann Rober Bobby Williams, Trailname Bourbon Bob, ein Thru-Hiker, der soeben Katahdin bestiegen hatte und damit seinen Hike, den er am 31. März begonnen hatte, nach 4 Monaten beendete.

Monk und Bourbon Bob

Es war berührend, dieser Hiker hat Grossartiges geleistet, aber jetzt wusste er nicht einmal, wo er hingehen soll. Er ist geschieden, hat seiner Ex das Haus überlassen (müssen) und hat keinen Job. Ich sprach noch lange mit ihm und spielte dann auch noch ein paar Runden Billard. Aber um Mitternacht musste ich dann ins Bett.

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