22. Mai 2018 – Tag 13 / 100 Meilen geschafft

Wir schliefen im Zelt auf zwei kleinen, ausgeebneten Terrassen mitten in den Büschen bei Betty Creek Gap. Ich hatte mir gestern noch ganz kurz überlegt, ob ich ohne Aussenzelt schlafen soll. Das wäre aber schön in die Hose gegangen. Gegen 4h in der Früh begann es zu regnen. Eigentlich kein Wunder, wir schliefen ja auch nur eine Meile von Mooney Gap entfernt. Mooney Gap wurde identifiziert als einer der nässesten Plätze in den östlichen USA mit einer geschätzten jährlichen Niederschlagsmenge von 93.5 inches (d.h. etwa 2.34 Meter!).

Ich lag im Zelt und spürte Kopfschmerzen, vermutlich ausgelöst von einer Verspannung im Nacken. Ich drehte mich aber nochmals und nahm noch eine Runde Schlaf. Um 6h war dann aber Tagwache. Petrus hatte ein Einsehen und stoppte den Regen vorher. Schnell die beiden Bear bags runtergeholt und dann hiess es Frühstücken. Bei mir gab es Haferflocken mit getrockneten Früchten mit – oh Luxus – fettreduzierter Milch, welche ich noch von den Hiker days übrig hatte. Dazu eine grosse Portion Grüntee 😁.

Anschliessend hiess es zusammenpacken. Ich tue mich immer noch schwer, ein nasses Zelt einzupacken. Aber ich mache Fortschritte 👍. Monk marschierte etwa 08h15 los, ich brauchte 15 Min. länger. Ein kleines Eichhörnchen leistete mir Gesellschaft, oder vielmehr hatte es auf meinen Abfallsack abgesehen, welchen ich noch nicht eingepackt hatte.

Um 08h30 war auch ich auf dem Trail. Gerade vor mir war eine Studentenklasse von der Universität von Georgia gestartet, welche etwa 500m von uns entfernt gezeltet hatte (gute Distanz…., so von wegen Nachtlärm😉). Unglaublich, ein Ruf von der hintersten Läuferin und alle machten artig Platz. Habe mich natürlich herzlich bedankt.

Und wieder mal ging es von Anfang an zünftig den Berg hoch. Wir hatten 950 Fuss zu erklimmen, um auf den Albert Mountain zu gelangen, auf welchem der Firetower die offizielle 100 Meilen Marke ausmacht. Es ist natürlich ein Unterschied, ob man ausgeruht und verpflegt oder müde vom Tag so eine Steigung nehmen muss. Heute lief es deshalb ausnehmend gut. Ich kam an einer zweiten Gruppe Studenten vorbei, welche aber noch bei ihren Zelten waren.

Irgendwann überholte ich Monk. Und dann erneut Trail Magic. Mitten im Wald tauchte eine Lichtung mit einer Waldstrasse auf, auf welcher mehrere Fahrzeuge standen, angeschrieben mit „University of Georgia“. Ein Mann stand daneben und grüsste fröhlich. Ich fragte ihn, was er hier so mache. Er erklärte mit, dass er und ein Kollege auf eine Gruppe warten würden, bei welcher jemand krank sei. Insgesamt seien etwa 50 Personen in 6 Gruppen à je etwa 8 Personen unterwegs, wovon 2 Leiter waren. Er fragte mich, ob ich irgendetwas benötigen würde, Gas oder anderes. Ich sagte ihm, dass wir bei den Snacks out seien, aber sowieso am Abend in Franklin im Hostel schlafen würden, da wir Lebensmittel einkaufen müssten. Er zauberte einen grossen Beutel mit Schokoriegeln etc. hervor. Monk, der dazu gestossen war und ich durften uns reichlich bedienen. Am Schluss erhielten wir sogar noch ein Honey Bun, ein süsses Gebäck. Lecker 😋. Mit einem herzlichen Dankeschön verabschiedeten wir uns.

Das letzte Stück zum Firetower war nicht mehr Wandern, sondern Klettern in überhängenden Felswändern (okay, ist jetzt ein bisschen übertrieben, aber es war schon chogge steil). Ich war dankbar, dass wir beide heil ankamen.

Monk erhielt einen Anruf von seiner Freundin und war so vertieft im Gespräch, dass er glatt am Firetower vorbeilief. Ich liess es mir nicht nehmen, Fotos zu schiessen und ich erkletterte sogar den Turm, leider war die Plattform dann aber verriegelt. Ich hätte aber eh nichts gesehen, es herrschte schlechte Sicht aufgrund des Regens.

Weiter ging der Trail runter und wieder hoch, gefolgt von der nächsten Senke und dem nächsten Anstieg. Heute herrschte schon fast Hochbetrieb auf dem Trail, mehrmals kamen mir Hiker entgegen und zweimal begegnete ich Seniorengruppen, welche wohl eher eine Exkursion machten.

Und wieder mal ein Selfie von unterwegs….der Bart spriesst…..noch 😎

Unterwegs sah ich noch zwei schöne Fotomotiv. Orange ist In auf dem Trail👍.

Gegen 13h hörte ich Donnergrollen, ganz leichter Regen setzte ein, doch dieses Mal zog das Gewitter an uns vorbei.

Nach gut 5 1/2 Stunden hatten Pike und ich um 14h05 Winding Stair Gap erreicht.

Wir hatten Glück und konnten mit einem Begleitfahrzeug von Mähtraktoren, welche den Highway-Mittelstreifen und Rand 6x im Jahr mähen, ein Stück Richtung Franklin in North Carolina mitfahren.

Anschliessend standen wir am Highway 64 und machten Autostopp.

Nicht lange und eine Frau einer neben dem Highway gelegenen Kirche nahm uns mit. Nach einer kurzen Mittagspause in einem netten Restaurant liefen wir zum Gooder Grove Hostel. Endlich Duschen, Kleider waschen (lassen) und dann noch das:

War am Ende wohl etwas unvorsichtig mit dem Billigrasierer, siehe meine Oberlippe 🤕.

Anschliessend wurden wir zu Walmart gefahren, um unsere Vorräte aufzufüllen. Für das Abendessen leisteten wir uns ein Sandwich (Monk) resp. ein Wrap (ich) von Subway, welche wir im Hostel assen.

Unglaublich: Die kranke junge Frau aus dem Shelter von vor zwei Tagen hat heute im Hostel angefangen zu arbeiten. Sie heisst Ciera, stammt aus Providence in Rhode Island und arbeitet jetzt, bis sie das Busticket für die Heimreise bezahlen kann. Und auch unser Mann mit dem langen Messer hat heute abend hier eingecheckt, er heisst Philip und stammt aus Houston/Texas. Sachen gibt’s….

Zurückgelegte Meilen: 12.2 heute, total 118.0 (inkl. A.T. Approach von 8.8 Meilen).

2 Gedanken zu “22. Mai 2018 – Tag 13 / 100 Meilen geschafft

  1. Avatar von Andi Herzog Andi Herzog Mai 23, 2018 / 12:32 pm

    Es ist immer wieder interessant und spannend Deine Zeilen zu lesen.
    Wünsche Dir weiterhin einen tolle Zeit.
    Grüessli Andi

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  2. Avatar von Charly Charly Mai 24, 2018 / 10:20 am

    Hoi Erwin
    schon 100 Miles – absolut Gigaguet. Weiterhin toitoi und viele gute Erlebnisse.
    Gruess
    Charly

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